Bio-Schweinemast nach höchsten Tierwohl-Standards

Wie sieht das Leben aus für ein Mastschwein aus einer Bio-Schweinemast nach höchsten Tierwohl-Standards? Das möchten wir mit dem 5. Diorama unserer Sonderausstellung „Sauwohl“ illustrieren.

Betriebsstruktur

Dieses Diorama zeigt einen beispielhaften Betrieb, der nach den höchsten Tierwohl- und Bio-Standards agiert. Bei der Ausgestaltung dieses Hofs haben wir uns an den Richtlinen für eine Schweinemast nach Demeter-Zertifizierung orientiert. Wichtig bei Betrieben dieser Art ist, dass hier keine Fokussierung auf z.B. die Schweinemast erfolgt, sondern dass - dem Anspruch der biologischen Vielfalt entsprechend - stets mehrere unterschiedliche Tierrassen gehalten werden müssen. Dementsprechend finden sich auf diesem Hof neben der eher kleinen Schweinemast auch Kühe, Gänse und Hühner wieder - wenngleich unser Schwerpunkt vor allem auf den Vorgaben zur Schweinemast liegt. Ein wichtiges Leitbild für die- Tierhaltung in einem vergleichbaren Betrieb ist die wesensgemäße Haltung von Tieren.

Schweinemast

Die Richtlinien für Betriebe mit solchen hohen Tierwohl- und Bio-Standards sind umfassend. Es gibt auch klare Regelungen hinsichtlich der Haltung von Mastschweinen. Sind keine konkreten Vorgaben gemacht, so orientieren sich die Betriebe an den Vorgaben der EU-Öko-Verordnung. So gilt hinsichtlich des Platzangebots die Stallfläche, die laut EU-Öko-Verordnung vorgeschrieben ist, als Mindestanforderung. Demnach müssen auch Schweine in der Mast eines Demeter-Betriebs mindestens 1,3 m² pro Tier zur Verfügung haben. Ab einem Körpergewicht von 110 kg sind es ebenfalls 1,5 m². Zusätzlich kommen auch hier pro Tier 1 m² Auslauf (ab 110 kg 1,2 m²) hinzu. Die höchstzulässige Anzahl an Tieren pro Hektar liegt bei 10 Mastschweinen.

Die Ställe in einem Betrieb dieser Art sind so angelegt, dass sie den Tieren eine „art- und wesensgemäße“ Entwicklung ermöglichen. Das bedeutet, dass sich die Tiere ausreichend bewegen und hinlegen können. Außerdem ist Einstreu - vorzugsweise mit Bio-Stroh - verpflichtend. Weiterhin muss Auslauf oder sogar Weidegang gewährt werden. Die Bodenfläche muss zu mindestens 50% befestigt sein. Das sogenannte Kupierverbot, das seit 1994 ohnehin EU-weit gelten sollte, ist für Betriebe mit dem Demeter- oder einem ähnlichen Standard unumstößlich. Das Problem des „Schwanzbeißens“ ist jedoch ohnehin nicht so gravierend, da die Tiere weniger unter Platznot und Langeweile leiden. Dank des Einstreus können sie ihrem natürlichen Wühlverhalten nachgehen und suchen sich daher auch keine alternativen „Beschäftigungsmaßnahmen“ wie das Knabbern am Ringelschwanz der Stallkollegen.

Ferkelproduktion

Auf unserem Betrieb mit höchsten Tierwohl- und Bio-Standards befindet sich zudem eine Ferkelproduktion. Für diese Betriebe ist es aufgrund der geringen Zahl der Tiere recht üblich, dass sie ihre eigenen Mastschweine heranzüchten.

Der Aufbau der Ferkelproduktion ist ebenfalls untergliedert in mehre Stationen und leicht dem Aufbau nach EU-Bio-Standard: Die Sauen werden einen Großteil der Zeit in der Gruppe in sogenannten Warteställen gehalten. Diese verfügen auch immer über einen Auslauf ins Freie und sind eingestreut. Erst zur Abferkelung können die trächtigen Sauen in Einzelbuchten gehalten werden, in denen sie dann ihre Ferkel zur Welt bringen. Die Haltung in Gruppen ist ebenfalls mittlerweile möglich und findet zunehmend Eingang in die Praxis. Anders als bei der konventionellen Ferkelproduktion sind die Bio-Zuchtsauen nicht in Kastenständen fixiert, sondern können sich frei bewegen. Auch die Buchten zur Abferkelung sind mit viel Stroh eingestreut, damit die Sauen ihren Nestbautrieb ausleben können. Im Vergleich zur meist künstlichen Besamung in der konventionellen Zuchtsauenhaltung, erfolgt sie hier auf natürlichem Wege.

Die Säugezeit der Ferkel unterscheidet sich ebenfalls zur konventionellen Sauenhaltung. Während die Ferkel in der konventionellen Haltung nach drei bis vier Wochen von der Muttersau getrennt werden, dauert die Säugezeit in der Bio-Haltung sechs Wochen. Für die Zuchtsau beginnt nach wenigen Tagen der Regeneration der Produktionszyklus erneut.