1990 - 1999

Begriff der "Blühenden Landschaft"

Im Jahr 1990 prägt der damalige Bundeskanzler Helmut Kohl den Begriff der „Blühenden Landschaft“. In einer Fernsehansprache verkündet er seine Vision einer ökonomisch aussichtsreichen Zukunft für die neuen Bundesländer.

Zunächst schwappt nach dem Mauerfall allerdings die westdeutsche Konsumwelle über. Am 8. August 1990 eröffnet der größte deutsche Lebensmitteldiscounter seine erste Filiale im Osten, auf die viele weitere auch anderer Discounter folgen.

Zwei-plus-Vier-Vertrag

Am 12. September 1990 wird der in Moskau unterzeichnete Zwei-plus-Vier-Vertrag zwischen den beiden deutschen Staaten und den vier Siegermächten des Zweiten Weltkrieges, der USA, der UdSSR, Frankreich und Großbritannien unterzeichnet. Er hält die endgültige innere und äußere Souveränität des vereinten Deutschlands fest. Am 15. März 1991 tritt er offiziell in Kraft.

Rechtsextremistische Anschläge

Die Ausschreitungen mit rechtsextremistischen Hintergrund nehmen in den 1990er Jahren stark zu. Die Anschläge auf das „Sonnenblumenhaus“ in Rostock-Lichtenhagen zwischen dem 22. und 26. August 1992 gelten als die bis dahin massivsten rassistisch und fremdenfeindlich motivierten Angriffe in Deutschland nach Ende des Zweiten Weltkrieges.

Prozess gegen die vier Mauerschützen

Am 2. September 1991 beginnt der Prozess gegen die vier Mauerschützen aus der DDR, die an der Erschießung von Chris Gueffroy am 5. Februar 1989 an der Berliner Mauer beteiligt waren. Chris Gueffroy war das vorletzte Todesopfer an der Berliner Mauer und zudem das letzte Opfer, das durch den Einsatz von Schusswaffen ums Leben kam.

Vernichtung der Stasiakten

Als sich im Herbst 1989 ein tiefgreifender politischer Umbruch in der DDR anbahnt, beginnt die Staatssicherheit (Stasi) ab Anfang November in größerem Umfang Akten zu vernichten. Bürgerinnen und Bürgern bilden daraufhin Mahnwachen und besetzen die Dienstgebäude, sodass die Vernichtung der Stasiakten gestoppt wird und ein Großteil der Unterlagen gesichert werden kann. Am 29. Dezember 1991 tritt schließlich das „Stasi-Unterlagen-Gesetz“ in Kraft, das den Aktenzugang regelt und Betroffenen Einsicht in ihre Akten gewährt.

Clubkultur

Besonders in Berlin findet im Jahr 1989 eine regelrechte Revolution der Clubkultur statt. Der Fall der Berliner Mauer ist nicht nur eine politische Wende, sondern auch der Beginn einer neuen Clubszene, die sich auf Technomusik spezialisiert. In Berlin gibt es keine Sperrstunde dafür viele freie Flächen und Gebäude, sodass es zahlreiche Technobegeisterte in die Großstadt zieht.

Digitaler Mobilfunk

Im Sommer 1992 wird in Deutschland der digitale Mobilfunk7 eingeführt. Zunächst setzt sich das „Motorola International 3200“ mit einem Gewicht von mehr als 500 Gramm, einer Akkuleistung für maximal 120 Minuten Gesprächszeit und einem Preis von rund 3.000 DM durch.

Abzug der Roten Armee

Der endgütige Abzug der Roten Armee8 aus dem Gebiet der ehemaligen DDR und Ostberlin erfolgt 1994. Der Abzug wurde im Zweiplus- Vier-Vertrag festgelegt und erstreckt sich über einen Zeitraum von vier Jahren. Über 330.000 sowjetische Soldaten lebten über Jahrzehnte mit ihren Familienangehörigen in 3.000 Kasernen auf dem Gebiet der vormaligen DDR.